Geheimnisvolle Rauhnächte – So kannst du die besondere Zeit zwischen den Jahren für dich nutzen
Wilde Jagden, sprechende Tiere und umherirrende Seelen – Um die Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden. Mittlerweile ist das Wissen um die sogenannten Rauhnächte allerdings immer mehr in Vergessenheit geraten.
Dennoch nutzen viele von uns diese Zeit “zwischen den Jahren” um die Arbeit niederzulegen und zur Ruhe zu kommen. Wir blicken auf das alte Jahr zurück und machen uns Gedanken darüber, wie wir das neue Jahr gestalten möchten. So manch einer verzichtet in dieser Zeit sogar auf das Wäschewaschen, ohne eigentlich genau zu wissen warum.
In diesem Beitrag zeigen wir dir, welche ursprüngliche Bedeutung die Rauhnächte haben und wie du das Wissen um die alten Bräuche und Legenden für einen achtsamen Übergang ins neue Jahr und deine ganz eigenen Rauhnacht-Rituale nutzen kannst.
Wann sind die Rauhnächte?
Als Rauhnächte werden die sechs Nächte vor und nach Silvester bezeichnet. Die Rauhnächte beginnen also am 25. Dezember und enden am 6. Januar des nächsten Jahres. Gelegentlich wird auch der Tag der Wintersonnenwende, der 21. Dezember, als der Beginn der Rauhnächte angegeben. Die Rauhnächte umfassen somit den Zeitraum, den wir als zwischen den Jahren bezeichnen. Einen Ausdruck, den du übrigens wörtlich nehmen kannst.
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Mehr InformationenDie Bedeutung der Rauhnächte geht nämlich zurück auf den Mondkalender. Dieser orientierte sich, wie es der Name schon vermuten lässt, am Lauf des Mondes. Die 12 Mondmonate begannen und endeten jeweils mit dem Neumond. Ein Mondjahr dauerte somit nur 354 Tage, während ein Sonnenjahr 365 Tage zählt.
Als Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 unser heutiges gregorianisches Kalendersystem einführte, ergab sich zwischen altem und neuem Kalender eine Differenz von 11 Tagen und 12 Nächten – den Rauhnächten.
Die zusätzlichen Tage galten gewissermaßen als außerhalb von Raum und Zeit und bekamen im Laufe der Zeit ihre ganz eigene, magische Bedeutung zugesprochen.
Welche Bedeutung haben die Rauhnächte?
Man glaubte, dass in dieser Zwischenzeit die Naturgesetze außer Kraft gesetzt seien und auch die Grenzen zu anderen Welten, wie dem Totenreich, offenstanden. Während der Rauhnächte, so glaubte man, sollen die Menschen Erfahrungen machen können und Erkenntnisse gewinnen, die im Rest des Jahres nicht möglich sind.
Zur Erinnerung: Wir befanden uns in einer Zeit, in der man die Dunkelheit noch nicht so einfach durch elektrisches Licht vertreiben konnte und längst nicht alle Naturphänomene wissenschaftlich erklärbar waren.
So glaubte man, dass in dieser dunkelsten Zeit des Jahres Tiere zu sprechen beginnen. Wer sie hört, stirbt allerdings. Außerdem soll in dieser Zeit das Tor zur Geisterwelt offen stehen. In der Silvesternacht soll dann Wotan selbst mit den Toten zur einer wilden Jagd aufbrechen. Menschen, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben sollen sich in dieser Nacht in Werwölfe verwandeln. Da diese Zeit als so gefährlich galt, wurden besondere Regeln eingehalten. Beispielsweise durfte keine Wäsche gewaschen werden, da sich andernfalls die Geister in den aufgefangenen Laken verfangen würden.
So ist nicht verwunderlich, dass in der Zeit der Rauhnächte die Arbeit niedergelegt wurde und man lieber drinnen zusammensaß, Geschichten erzählte und gemeinsam in die Zukunft blickte, als draußen in der Dunkelheit einem Geist oder Dämon zu begegnen.
An dieser Tradition hat sich bis heute wenig verändert.
Welche Bedeutung haben die Rauhnächte heute?
Auch heute noch gehen einige unserer Silvestertraditionen, wie das Feuerwerk (Vertreibung böser Geister) und Bleigießen (Orakeln/Wahrsagen) auf die ursprünglichen Rauhnacht-Rituale zurück. Viele nehmen in der Zeit zwischen den Weihnachtsfeiertagen und Neujahr ihren Resturlaub. Einige Geschäfte und Firmen sind in dieser Zeit sogar komplett geschlossen. Die Sehnsucht nach einem besinnlichen Jahresausklang und einer Phase der Ruhe nach all dem Weihnachtstrubel sind also definitiv noch da.
Natürlich braucht heute keiner mehr Angst vor den Untoten zu haben, die nachts ihr Unwesen treiben (auch wenn die Dämonen der heutigen Zeit viel furchteinflößender sein können). Allerdings kann eine Besinnung auf die magische Bedeutung der Rauhnächte helfen, innezuhalten, bei uns selbst anzukommen, uns neu zu orientieren und Kraft für das nächste Jahr zu sammeln. Hierbei geht es weniger um das Denken. Sondern viel mehr, um das Fühlen und Spüren. Was sind unsere verborgenen Wünsche und Sehnsüchte? Was möchten wir aus dem vergangenen Jahr mitnehmen und was loslassen?
10 Ideen für deine persönlichen Rauhnacht-Rituale
Bei all diesen Fragen können dir Rituale helfen deinen Gedanken eine Struktur zu geben und die Rauhnächte in diesem Jahr noch bewusster zu erleben. Denn Rituale vermitteln Halt und Orientierung und passen so besonders gut in die Rauhnächte, die Zeit eine des Übergangs und manchmal auch der Ungewissheit darstellen können. Auch wenn wir in unserer modernen Gesellschaft die alten Bräuche und Tradition nicht mehr intensiv pflegen oder gar daran glauben, können dich die folgenden Vorschläge dabei unterstützen, aus dem Alltag herauszutreten und dich ganz auf den Moment und dich selber zu konzentrieren.
Übernimm von den Vorschlägen, was sich gut für dich anfühlt. Du kannst die Rituale auch so anpassen, dass es für dich passt oder als Inspiration für deine eigenen Rituale nutzen.
1. Räuchern mit Naturmaterialien
Eines der ältesten Rituale in den Rauhnächten ist das Räuchern. Auch wenn die Etymologie des Wortes Rauhnacht umstritten ist, gehen einige Historiker davon aus, dass der Begriff sich sogar vom Wort Räuchern herleiten lässt.
Mit dem Räuchern sollten traditionell Haus und Hof von negativen Energien gereinigt werden, der Natur für die Fülle gedankt und neues eingeladen werden. Auch wenn du nicht an die spirituelle Macht der Kräuter glaubst, haben Lavendel, Rosmarin, Wacholder und Co. erwiesenermaßen einen Einfluss auf unser Wohlbefinden, vorausgesetzt natürlich, du übertreibst es nicht. Zudem fokussiert das Räuchern, ähnlich wie wenn du am Lagerfeuer sitzt, deine Gedanken und holt dich mit deinen Sinneswahrnehmungen ins Hier und Jetzt.
2. Meditieren
Kern der Rauhnächte ist es, in Ruhe und Stille ganz bei dir selbst zu sein. Eine Mediation hilft dir den Stress der vergangenen Wochen zu reduzieren und dich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Ob du für dich alleine meditierst oder auf geführte Meditationen (mit dem Schwerpunkt Rauhnächte) zurückgreifen magst, bleibt dir überlassen.
3. Einen langen Waldspaziergang machen
In früheren Zeiten war es für das Überleben wichtig, im Einklang mit der Natur zu sein. Eine Verbindung, die wir in unserer privilegierten Welt etwas verloren haben. Ein achtsamer Waldspaziergang ist eine wunderbare Gelegenheit die Verbindung zur Natur wieder stärken. Achte einmal besonders auf die Geräusche, Gerüche und Farben, die du wahrnimmst oder stell dir vor, wie tief in der Erde schon wieder neues Leben entsteht. Sammle unterwegs ein paar Zweigen, Tannenzapfen oder Nüsse, die du auf dem Boden findest und hol dir so symbolisch das Erwachen der Natur ins Haus.
4. Wärme spüren
Einst versammelten sich ganze Großfamilien um die Feuerstelle in der warmen Stube. Man erzählte sich Märchen und Geschichten, genoss die Wärme und erledigte über den Sommer liegengebliebene Handarbeiten. Auch heute noch vermittelt die wohlige Wärme eines Karmins, eines warmen Bades oder einer heißen Tasse Tee, ein Gefühl von Geborgenheit und intensiver Entspannung. Mehr noch: Die Wärme hilft dir deine Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen, was insbesondere nach der turbulenten Weihnachtszeit eine Wohltat ist.
5. Ein (Traum-) Tagebuch führen
Was man in den Rauhnächten träumt, so sagt man, könnte ein Hinweis darauf sein, was im nächsten Jahr passiert. Dabei soll die erste Rauhnacht, die Nacht von 24. auf den 25.12 für den Monat Januar stehen (der 26.12. für den Februar usw.). Das heißt, was du in dieser Nacht träumst, soll im Zusammenhang mit den Themen und Gefühlen, die dich im Januar beschäftigen, stehen.
Am besten legst du dir ein Notizbuch neben dein Bett, sodass du dir deine Träume direkt notieren kannst. Auch so ist es ein tolles Ritual, dir während der Rauhnächte am Ende des Tages immer ein paar Notizen zu machen, welche Gedanken dir an diesem Tag durch den Kopf gingen. Im Laufe des Jahres kannst du dich dann darauf zurückbesinnen.
6. Täglichen Fokus setzen
Die Tage und Nächte zwischen den Jahren gelten als Vorboten für das neue Jahr. Warum also nicht jeden Tag mit einem Bereich beschäftigen, der im neuen Jahr mehr Raum bekommen soll. Quasi um den Stein schon mal ins Rollen zu bringen. Dies können Themen wie Meditation, gesunde Ernährung, Mikroabenteuer, Achtsamkeit oder ein neues Hobby sein, dass du beginnen willst.
12 Themen in 12 Tagen sind natürlich eine ganze Menge. Zumal es mit Sicherheit auch Tage wie Silvester geben wird, wo dir nicht viel Zeit für Ruhe bleibt. Alternativ kannst du dir natürlich auch weniger oder nur ein einziges Thema zum Fokus setzen.
7. Offene Angelegenheiten abschließen
Das alte Jahr abzuschließen heißt auch gut ins neue Jahr zu starten. Alle offenen Angelegenheit, die du jetzt abschließt, brauchst du nicht mehr als gedanklichen Ballast mit ins neue Jahr zu nehmen. Dies sind Rechnungen, die du noch begleichen kannst, geliehenes, was du schon lange zurückgeben wolltest, Unstimmigkeiten, die noch offen im Raum stehen oder aber anderen Menschen zu vergeben. Manch eines klingt ziemlich banal, aber du wirst merken, wie befreiend es ist „alles auf 0 zu setzen“ und leichter ins neue Jahr zu starten.
8. Das alte Jahr reflektieren
Die Wintersonnenwende steht symbolisch auch dafür Abschied zu nehmen und das hinter sich zu lassen, was in der Dunkelheit bleiben soll. Von nun an werden die Tage wieder länger. Nutze den Übergang vom alten ins neue Jahr doch mal für einen bewussten Rückblick. Hierbei kannst du wertvolle Erkenntnisse für dich gewinnen und Klarheit über deine Ausrichtung im nächsten Jahr finden.
- Was war schön in diesem Jahr?
- Wofür war ich in diesem Jahr dankbar?
- Wer war an diesem Jahr an meiner Seite und hat mich durch Höhen und Tiefen begleitet?
- Was habe ich in diesem Jahr gelernt?
- Was hat dich verletzt, traurig oder wütend gemacht?
- Welche Angewohnheiten, Beziehungen etc. möchtest du im neuen Jahr loslassen?
- Hast du im vergangenen Jahr, dem was dir wertvoll ist, die entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet? Fall nein, warum nicht?
- Welche von meinem Vorhaben für das Jahr habe ich tatsächlich umgesetzt?
- Was habe ich in diesem Jahr zu Ende gebracht und was steht noch offen?
- Was war dein schönstes Erlebnis?
10. Das neue Jahr planen
Auch, wenn du davon wahrscheinlich noch nicht viel merkst. Von nun an werden die Tage wieder länger und die Natur bereitet sich ganz langsam auf ein neues Erwachen vor. Nachdem du dich bereits mit dem vergangenen Jahr auseinandergesetzt hast, kommt nun das neue Jahr an die Reihe.
- Was sind deine Wünsche und Träume fürs kommende Jahr?
- Welche Fähigkeiten möchtest du in den nächsten Monaten erlernen?
- Welche beruflichen und privaten Ziele möchtest du erreichen?
- Welche Freundschaften möchtest du auch im nächsten Jahr pflegen und welche nicht?
- Welche Orte willst du besuchen?
- Was möchtest du im neuen Jahr gutes für dich tun?
- Wem/was möchtest du zukünftig mehr Zeit widmen?
- Welcher Fehler soll dir nicht mehr passieren?
Vielleicht möchtest du ja auch ein Vision-Board für das nächste Jahr erstellen. Schnapp dir hierzu ein paar ein großes Stück Pappe, Stifte und ein paar Zeitschriften. Auf das Vision-Board klebst und schreibst du anschließend alles auf, was du dir für das neue Jahr wünscht. Dies können Bilder, einzelne Worte, Sprüche oder Affirmationen sein. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Eigene Rituale entwickeln
All die genannten Rituale sind selbstverständlich nur Vorschläge. Vielleicht hast du auch eine eigene Idee, wie du diese besondere Zeit zwischen den Jahren für dich nutzen kannst. Beispielsweise zündest du dir jeden Abend eine Kerze an und gönnst dir einen Moment der Ruhe. Oder du liest ein paar Seiten in einem inspirierenden Buch.
Fazit – Eine magische Zeit für Reflexion, Orientierung und Veränderung
Die Rauhnächten sind seit jeher eine ganze besondere Zeit. Auch wenn es heutzutage für all die unerklärlichen Phänomene eine vernünftige Erklärung gibt, haben diese 12 Tage, die irgendwie zwischen der Zeit erscheinen, eine besondere Energie. Der Zeit nach all dem Adventstrubel, in der das Alte noch nicht abgeschlossen und das Neue noch nicht begonnen hat, eignet sich hervorragend, um mal eine Auszeit von der Außenwelt zu nehmen und nach innen zu schauen.
Das Wissen um die ursprüngliche Bedeutung und die alten Bräuche kann helfen, die Rauhnächte noch bewusster zu erleben und den eigenen Gedanken mit Ritualen einen Rahmen zu geben.
Wir hoffen, dass wir dir mit diesem Beitrag einen kleinen Einblick in die besondere Zeit der Rauhnächte geben konnten und du einige Tipps mitnehmen konntest, wie du die Rauhnächte noch bewusster für dich gestalten kannst.
Teile uns gerne in den Kommentaren mit, ob du mit dem Begriff der Rauhnächte bereits in Berührung gekommen bist und welche deine Rituale zum Jahresende sind.